Aufführung des Dramas Woyzeck vom überall- Theater

Klassische Schullektüre wird lebendig

Auf Einladung des Deutschlehrers Thilo Kaesler  hatte die Oberstufe die Gelegenheit, eine besondere Inszenierung von Georg Büchners Woyzeck zu erleben. Die Vorstellung fand im Musikraum der Schule statt, wo die ÜBERALL-Theatergruppe mit nur drei Schauspielern beeindruckte. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schülern klassische Schullektüre auf lebendige Art näherzubringen. Es gelang eine intensive und atmosphärisch dichte Darstellung mit beeindruckender Schauspielkunst.

Valentin Haiden überzeugte in der Hauptrolle als Franz Woyzeck, dessen innerer Konflikt und psychische Zerrissenheit eindringlich vermittelt wurden. Daniela Mitterlehner übernahm die Doppelrolle der Marie und der Ärztin, wobei sie die Armut Maries und ihre Sehnsucht Maries nach einem besseren Leben ebenso überzeugend darstellte wie die wissenschaftliche Kälte der Ärztin im „Bohnenexperiment“ (im Ursprungstext handelt es sich um eine Erbsendiät). Jakob Maria Ernst brillierte außerdem in den Rollen des Hauptmanns und des Tambourmajors, die er mit Humor und dominanter Präsenz verkörperte. Durch die gelegentlichen komödiantischen Elemente gewannen die anschließenden tragischen Szenen umso mehr an Tiefe.

Ein besonderer Reiz der Aufführung lag in der Interaktion mit dem Publikum. Die Schülerinnen und Schüler wurden aktiv in das Geschehen einbezogen. Eine Schülerin wurde als Beleuchterin eingespannt, ein anderer Schüler wurde mehrmals von der Ärztin gerügt, warum er als Student der Medizin nichts zu schreiben mitgenommen habe und die betrunkene Marie setzte sich auf den Schoß eines weiteren Schülers. Dies machte die Vorführung ebenso lebendig wie die weiteren originellen Veränderungen, wie zum Beispiel die sehr überraschende Darstellung der Mordszene in zwei Versionen. Ganz anders als im Original wurde wurde Marie in der ersten Schlussvariante vom eifersüchtigen Tambourmajor ermordet, der den Mord dann Woyzeck in die Schuhe schieben wollte.

Es wurde ein beeindruckendes Schauspiel geschaffen, das nicht nur unterhielt, sondern auch zum Nachdenken über gesellschaftliche Themen wie Ausbeutung und Armut anregte. Die anwesenden Schülerinnen und Schüler sowie ihre beiden Deutschlehrkräfte waren beeindruckt – die Aufführung war eine wertvolle Ergänzung zur Abiturvorbereitung und ein Beispiel dafür, wie lebendig auch schon deutlich in die Jahre gekommene Texte noch sein können.

(Text: A.Göbel;  Photo von der Homepage des Theaters) 

 

 

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